Montag, 25. Juli 2011

11 neue Gesichter

Nachdem sich alle bereits während des Auswahlseminars im Januar beschnuppern konnten, kamen wir nun freudiger Erwartung und gespannt nach Bensheim, anstelle der dreißig jedoch nur noch zwölf. Zwölf Abiturientinnen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, zusammengewürfelt zu Zweierteams, für vier gemeinsame Tage Vorbereitungsseminar in der KKS.
Johanna und ich haben uns auf Anhieb verstanden. Sieben Monate lang werden wir sozusagen unsere Familie sein, „einsam gemeinsam“ in eine fremde Welt eintauchen und sowohl schöne als auch schwierige Momente zusammen erleben, den neuen Alltag meistern.
Mit diesem und vielem anderen beschäftigten wir uns während der Seminartage: Was sind die Zielen eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes? Was bedeutet Kinderschutz? Wir recherchierten außerdem mehr über unsere Projekte, reflektierten vor allem aber uns selbst als Team und die Herausforderungen, die uns in Indien erwarten werden. 
Durch die ehemaligen Freiwilligen, ihre Geschichten, Erfahrungen und Tipps wurde die bevorstehende Reise nach Indien erst greifbar. Doch das Realisieren, dass es tatsächlich bald los geht, das wird mich wohl erst im Flugzeug überkommen.
Der anfangs kunterbunter Haufen ist in diesen vier Tagen zu einer liebenswerten Gruppe zusammen gewachsen. Obwohl wir uns bald wieder begegnen werden, hatte ich ein komisches Gefühl dabei, alleine nach Hause zurückzukehren, anstatt zu zwölft in unserer Turnhalle auf harten Matratzen zu nächtigen.
Auf ein Wiedersehen Mitte August!

Samstag, 9. Juli 2011

So weit, so gut. Aber... ?

Ihr fragt euch jetzt vielleicht „weltwärts, muss man das kennen? Was steckt denn nun hinter dem Programm der Karl-Kübel-Stiftung und was ist die Projektidee der indischen NGO VIKASANA? Bauen die denn dann wirklich Brücken, so ganz echte, aus Stein und Beton?“ Da uns die Fragen in den vergangenen Monaten immer wieder gestellt worden sind, seid beruhigt. Alles schön der Reihe nach.

„Weltwärts“. Weltwärts, das ist ein vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierte Freiwilligendienst getreu dem Motto „Lernen durch tatkräftiges Helfen“. Während unseres Lerndienstes soll uns Freiwilligen durch unser tatkräftiges soziales Engagement der interkulturelle Austausch ermöglicht werden, so dass wir später als Zurückkehrende durch unsere Erlebnisse unser Umfeld für die Belange der Menschen auf der anderen Seite der Welt sensibilisieren können.

  
Und die Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie? Eigentlich ist es unsere Bensheimer Entsendeorganisation, die dem Freiwilligeneinsatz durch ihr "Bridge Builder Konzept" sein wirkliches Gesicht gibt. "Brigdge Builder", darum geht es, der Name ist Programm: Brücken schlagen, Brücken zwischen Indien und Deutschland, Brücken, die aus den Steinen Neugierde, Toleranz und Verantwortungsbewusstseins entstehen. Apropos Verantwortung, bereits jetzt möchten wir uns bei der KKS für Ihre engagierte Betreuung bedanken. Wir fühlen uns wirklich sehr gut aufgehoben!

Unser künftiges Zuhause:
Tarikere im Bundestaat Karnataka.
Und die vorerst letzte Antwort. VIKASANA. Generell gesagt, widmet sich die Organisation den Belangen der ländlichen Bevölkerung aus der Region. Die Idee von lokaler Entwicklungshilfe wird dabei auf vielseitige Weise verwirklicht: durch die Betreuung von ehemaligen Kinderarbeitern in Brückenschulen, die Unterstützung von Frauen durch sogenannte Selbsthilfegruppen und die Etablierung eines Watershed-Programms zur Sicherung nachhaltiger Landwirtschaft.
Für uns Freiwillige wird VIKASANA ab September ebenfalls viele Gesichter haben. Die Gesichter von all den Kindern, mit denen wir gemeinsam unser Zuhause, ein in einem kleinen Dorf gelegenes Kinderheim, teilen werden. Wir werden sie durch ihrem Alltag begleiten, sie vormittags in die lokale Schule geleiten, dort als Assistent Teacher tätig sein und nachmittags durch Spiel und Spaß ihre Augen zum Leuchten bringen. 

Mehr auch auf www.vikasana.org
Wir wünschen uns, dem Namen „VIKASANA“ - in der regionalen Sprache „Blüte der Veränderung“ - Gestalt geben und die Kinder beim Aufblühen begleiten zu können.

Wie alles begann...

Es ist ein unscheinbarer Februar Nachmittag. Nach einem langen Schultag komme ich nach Hause, gedanklich stecke ich irgendwo zwischen Kurvendiskussion und Französischer Revolution. Ein Blick in den Kalender bestätigt mir, es verbleiben nur noch wenige Wochen bis zu den Abiturprüfungen Mitte März.
Doch da fällt mein Blick auf die Post auf dem Küchentisch, einen der Umschläge ziert das schmucke Logo der Karl-Kübel-Stiftung. Mein Herz schlägt schneller. Ich reiße den Brief auf, überfliege die ersten Sätze und kann meinen Augen kaum trauen: „Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass unsere Wahl auf Sie gefallen ist. Sie werden eine der Freiwilligen sein, die im September 2011 mit uns weltwärts gehen wird.“ Ohlala, unmerklich verschwimmt das Geschriebene, Freudentränen steigen mir in die Augen. In einem der nachfolgenden Sätze heißt es schließlich „im Projekt der Organisation VIKASANA“ und „ihre Projektpartnerin, ANNA BARTH“. Jetzt gibt es kein Halten mehr, ich jubele und lache lauthals los, quietsche vor Glück, tanze im Freudentaumel durch das leere Haus. Erst nach einiger Zeit gelingt es mir, mich wieder zu beruhigen. Anna und Johanna, Johanna und Anna. Und das in VIKASANA. Wundervoll!
Es ist unbeschreiblich, unglaublich: Ebenso wie die anderen 12 von der Karl-Kübel-Stiftung entsandten Freiwilligen werden Anna und ich ab September gemeinsame sieben Monate in Südindien verbringen. Werden für sieben Monate das indische Leben in seiner Komplexität und Vielschichtigkeit mit all seinen Freuden und Schattenseiten am eigenen Leib miterleben dürfen. Werden Brückenbauer zwischen dem uns vertrauten deutschen Leben und einer für uns neuen Wirklichkeit indischer Kinder sein!