Dienstag, 27. März 2012

Von Tempeln, Palästen und Strand, vom Kap bis in die Berge - 3 Wochen zauberhaftes Südindien


Der Februar liegt hinter uns, ein weiterer ereignisreicher Monat, viele abwechslungsreiche Wochen. Ein Wochenende Freundschaftsfest, eine Übernachtungsparty für 45 kuschelnde Gäste sowie eine Modenschau anlässlich des Hostelgeburtstages machten jeden Tag  zu einem einzigartigen Erlebnis.



 

Schließlich ist es soweit, der erste März bringt für uns ein weiteres, neues Abenteuer mit sich. Mit großen Rucksäcken bepackt finden wir uns am Bahnhof wieder. In der einen Hand die Tickets, in der Hoffnung vor Einfahrt des Zuges das Geheimnis um die Nummer des Gleises zu lüften, in der anderen einen kleinen Pappbecher Chai gibt  eine freundliche Frauenstimme erst auf der lokalen Sprache Kannada, dann in Hindi, schließlich in akzentlastigem Englisch die Einfahrt des „Bangalore Express“ bekannt. Zwischen einer Gruppe junger Inderinnen auf dem Weg in die südindische Metropole sitzend schweifen die Gedanken zurück zu unseren Kindern, die Reisfelder und Palmenhaine ziehen vorbei, ebenso wie die Snacks, die lautstark angepriesen an die Fahrgäste verkauft werden. Damit beginnt er also, unser dreiwöchiger Streifzug durch Südindien, vom Kap bis in die Berge.

Ein Nachmittag im Park – Zwischenstopp in Bangalore

Am Verkehrsknotenpunkt der drei südlichsten Staaten Karnataka, Tamil Nadu und Kerala angekommen liegen kurzweilige 5 Stunden Zugfahrt hinter uns, nachts werden wir in einem Schlafbus weitere 9 Stunden verbringen. Um ein bisschen die Seele baumeln zu lassen und dem Großstadtgewusel zu entkommen, flüchten wir in einen der weitläufigen Stadtparks. Auf den ersten Blick fast wie zuhause spazieren wir wenig später jedoch auch durch hochgewachsene Bambuswälder, genießen an einen alten Baum gelehnt einen heiß-servierten Chai und indische Knabbereien.



Alter Glanz, Tempel und Paläste – Madurai, die Königsstadt Tamil Nadus

Vormittags füllt geschäftiges Treiben Madurais Straßen. Wegen eines kaputten Schuhs hocken wir am Straßenrand, sehen dem sympathischen Schusterpaar bei deren Arbeit zu und gewinnen so einen ersten Blick für die vielen kleinen Kuriositäten, Geschichten und Gesichter dieser alten Stadt. Hupend fahren Autorikshaws vorüber, aufgemalte Augen zieren ihre Front. Auch Fahrradkutscher bahnen sich ihren Weg durch die Straßen.


Den Sri-Meenakshi-Tempel mit seinen figurenreichen Eingangstoren im Herzen der Altstadt bewundern wir nicht nur am selben Nachmittag, sondern machen uns auch am nächsten Morgen in aller Frühe dorthin auf, um in sonst ungewohnter Ruhe dem Gesang des Tempelswamis zu lauschen. Außerdem lernen wir in einem sehenswerten Memorial mehr über den nationalen Helden Ghandi und genießen abends im städtischen Tirumalai-Nayak-Palast  ein Hör- und Lichtspiel über die Geschichte des ehemaligen Königreichs, bevor die Reise weitergeht  und wir die letzten Hunderte von Kilometern bis zum südlichsten Zipfel Indiens schlafend im Nachtzug zurücklegen.

Am Ende der Welt angekommen – Kanyakumari, die Stadt am indischen Kap

Die nächsten beiden Tage verbringen wir am also an der äußersten Spitze Indiens, einem Ort, an dem es von indischen Touristen wimmelt, von Muschelverkäufern und Kitsch. Im Schutz eines Tempels schweift unser Blick hinaus, dorthin, wo sich drei große Meere, der Golf von Bengalen, der indische und der arabische Ozean treffen. Einige Hundert Meter vor der Küste ragt eine riesige Statue von Thiruvalluvar aus der schäumenden Brandung, die Besucher erwartet neben einem weiteren, rosafarbenen Ghandimemorial außerdem der namensgebende Kumari-Ammam-Tempel, ein Pilgerort für junge Männer aus ganz Indien. Einzigartig ist auch, dass nicht nur die morgendliche Sonne aus den östlichen Fluten geboren wird, sondern gleichermaßen abends als riesiger roter Feuerball gen Westen ins Meer versinkt.

Sommer, Sonne, Sonnenschein – Urlaub an den Klippen von Varkala

Die Sonne steht tief über den Palmenhainen Varkalas. Im Staat Kerala angekommen finden wir uns in einer Oase wieder, erfrischt und zufrieden entspannen wir auf Korbstühlen, das Meeresrauschen unter den Klippen in den Ohren. Nachts lauschen wir dem ersten Regen seit langem, das Prasseln auf den großen Bananenblättern, zauberhaft. Wir tanzen in den Wellen, gönnen uns Pfannkuchen und eine ayurvedische Massage und streifen an den bunten Auslagen der kleinen Lädchen entlang der Strandpromenade vorbei.

Zufällig treffen wir vier weiter KKS-Freiwillige, Annik und Lena, Johanna und Ronja, die ebenfalls die drei vom BMZ veranschlagten Wochen Urlaub auf Reisen verbringen und werden Teil einer hinduistischen Prozession, Tänzer, Trommler, Göttergestalten und drei Elefanten ziehen an uns vorüber.

Ozean und Backwaters– Tage am Wasser um Alleppey

Entlang der Westküste geht die Reise weiter, in Alleppey erwarten uns nicht nur die für Kerala so bekannten Backwaters, ein 900 km langes Netz aus weitläufigen Wasserstraßen und Seen von der Küste bis ins Landesinneren reichend, sondern auch zwei weitere „Members“, unsere lieben Freundinnen und Mit-KKS-Freiwilligen Lea und Octavia. Frische Wassermelone in der einen Hand buddeln wir uns gegenseitig die Füße im Sandstrand ein, am nächsten Tag um uns Wasser, ein leises Motorengeräusch im Ohr tuckern wir über die Kanäle der Backwaters. Geschäftige Fischer und waschende Hausfrauen werfen uns einen neugierigen Blick vom Uferrand aus zu, badende Kinder planschen im kühlen Nass und winken freudestrahlend herüber.

Om Namah Shivaya – Ammas Umarmung in Amrithapuram

Ziel unserer Bootfahrt ist der Ashram von Matha Amrithanandamayi, ein Ort für Meditation und Yoga geführt von einer der wenigen weiblichen Gurus Indiens. Auch bekannt als „Amma“, als liebende Mutter ihrer Kinder, gibt die 60-jährige religiöse Führerin ihren Anhängern eine Umarmung, ein Zeichen ihrer Botschaft, dass alle in der Liebe eins sind. Nach zwei Tagen Yoga- und Meditationskurs erhalten auch wir Darshan, jene persönliche Umarmung, da Amma zufälligerweise anwesend ist. Außerdem gewinnen wir einen Einblick in das Leben in einem solchen Ashram, einem Kloster ähnlich, in dem nicht nur täglich tausende an Besuchern, sondern 3000 Menschen dauerhaft wohnen.


Auf dem Fahrrad zu den Fischernetzen – Kochin, portugiesischste Hafenstadt Indiens

Klingeling, zurück in weltlichen Sphären geht es mit dem Fahrrad durch Kochin, eine alte Hafenstadt auf einer Halbinsel gelegen. Zu entdecken ist eine zauberhafte Mischung, Geschichten einer strahlenden Vergangenheit - riesige chinesische Fischernetze, eine 400 Jahre alte Synagoge, antike Moscheen und portugiesische Häuser, zerfallende Überreste von Britisch-Indien. 


Durch das jüdische Viertel schlendernd stöbern wir in den Geschäften, genießen die Stille der Synagoge, bestaunen außerdem die alten Wandgemälde im Niederländischen Palast, die von hinduistischen Göttergeschichten aus dem Ramayana berichten, sowie über die Funktionstüchtigkeit der Jahrhunderte alten Fischernetze. Das Stadtbild entführt uns ins mediterrane Südeuropa, unvergleichlich und entzückend!


 Den Teepflückern auf der Spur – in den Bergen Munnars

Die Küste zurücklassend führt uns die Reise weiter hinauf in die kühlen Berge. In mitten der langgestreckten Hügel, die von saftig grünen Teepflanzen übersät sind, und umgeben von einer atemberaubenden Gebirgskulisse finden wir uns im kleinen Munnar wieder, das Handelszentrum in einem der höchst gelegenen Teeanbaugebiete der Welt ist. 


Während einer geführten Tour geht es vorbei an Stauseen, dem Grün der Berge und in die Tiefen der Plantagen, die bis über die Grenzen Keralas nach Tamil Nadu hinaus reichen. Außerdem erhalten wir im Museum der Teemanufaktur TATA einen interessanten Einblick in die Verfahren zur Herstellung von Tee - ganz gleich, ob weiß, grün oder schwarz wird nämlich alles aus einer Pflanze gewonnen. 

Schließlich neigt sich ein Tag zwischen den frischen Teepflanzen dem Ende zu, die Sonne steht tief, färbt den Himmel zartrosa. Wir sind hinauf gewandert, angekommen auf einer Lichtung. Stille umgibt uns, leises Zirpen und Vogelgezwitscher, saubere Luft, freie Natur. 

Zauberhafte drei Wochen voller Eindrücke, Bilder und Geschichten liegen hinter uns. Fasziniert von den vielen Gesichtern unseres Indiens und dankbar für all die wundervollen Chancen treten wir die Heimreise nach Chattanahalli an, ein letztes Mal.

2 Reisende,  21 Tage, 2200km.

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